Das Thema
Der JUVE-Verlag zeichnet jährlich die besten Anwaltskanzleien aus – auch im Bereich Arbeitsrecht. Wie schon in den Vorjahren haben wir uns das neue Ranking etwas genauer angeschaut. Dabei fällt auf, dass nach einer Verdichtung der Marktspitze in den letzten Jahren diese (wieder) auseinanderdividiert wird – mit negativen Folgen für fast alle Verfolger.
Die Fakten
Die einfach ablesbaren Fakten: Im Haupt-Ranking Arbeitsrecht ist quantitativ eine leichte Veränderung zum Vorjahr auszumachen: Waren im Vorjahr noch 44 Kanzleien gelistet, sind es nun 45 Kanzleien. Zwei Kanzleien wurden (wieder) aufgenommen (White & Case, Clifford Chance), eine Kanzlei verschwindet völlig: SZA Schilling Zutt & Anschütz. Ergänzend an dieser Stelle der Hinweis, dass auch in diesem Jahr ein zweites Ranking am Endes des Kapitels für Arbeitsrecht mit der Auflistung weiterer sogenannter “renommierter Kanzleien” zu finden ist.
Nachdem 2015 die zehn Gruppenfenster (sogenannte „Tiers“), in die die Kanzleien je nach bewerteter Qualität eingeordnet sind, auf acht reduziert wurde, fand keine Veränderung an dieser Stelle statt. Auch im neuen Ranking sind die Kanzleien in eben diesen acht Tiers ausgewiesen.
Eine Weichenstellung an der Spitze mit Folgen für (fast) alle
Eine entscheidende Veränderung in diesem Jahr findet sich gleich zu Beginn des Ranking im Arbeitsrecht 2017/2018: JUVE macht die Zusammenlegung der ersten beiden Tiers aus 2015 wieder rückgängig und bildet – unter Beibehaltung der gleichen Kanzleien – für die Top 5 wieder zwei Tiers: Allen & Overy sowie Freshfields Bruckhaus Deringer finden sich im (neuen) zweiten Tier; CMS Hasche Sigle, Gleiss Lutz sowie KLIEMT.Arbeitsrecht verbleiben im ersten Tier. Warum nun nach dem Trend der Verdichtung an der Marktspitze in den letzten Jahren jetzt die schon aufgegebene Trennlinie wieder eingezogen wird, um zwei von drei Kanzleien innerhalb einer Gesamtzahl von 45 zu separieren, ist auf den ersten Blick nicht erkennbar.
Diese neue Einteilung an der Spitzes des Rankings sorgt dafür, dass sich viele Kanzleien aus dem Verfolgerfeld automatisch in schlechteren Tiers als im Vorjahr wiederfinden: Beiten Burkhardt, Noerr und Seitz rutschen in Tier drei, Küttner und Baker &McKenzie (im Vorjahr ebenfalls noch in Tier 2) gleich in Tier 4, welches durch DLA Piper, Lathams & Watkins und Hogan Lovells komplettiert wird.
Luther, die mit Hogan Lovells (und nur die beiden) im Vorjahr noch alleine Tier 3 bildete, findet sich nun in Tier 5 (Luther) wieder. Hat Juve an dieser Stelle vielleicht bemerkt, wie schwierig es ist, aus nur zwei Kanzleien (von 45) ein abgegrenztes Tier zu bilden? Dann verweise ich schon jetzt nach oben. Luther trifft in Tier 5 auf Görg, Greenfort sowie Heuking Kühn Lüer Woitek (im Vorjahr noch Tier 4) und auf Hengeler Müller, die das Tier 5 halten konnte.
Neue Einsortierungen in der zweiten Hälfte des Rankings
In der zweiten Hälfte des Rankings (Tier 6 – 8) kommen zu den aufgrund der Folgewirkungen der neuen Aufteilung an der Spitze – selbst die Kanzlei des Jahres für Arbeitsrecht 2017/2018 (Push Wahlig) rutscht ab und findet sich nach Tier 4 im Vorjahr nun erst in Tier 6 wieder – noch weitere Veränderungen hinzu: so enthält Tier 6 in diesem Jahr doppelt so viele Kanzleien wie noch im Vorjahr. Tier 8 wurde von 7 Kanzleien auf 11 Kanzleien erweitert. Nach oben geht es in diesem Bereich des Ranking nach der Neusortierung nur für zwei Kanzleien: Schweibert Leßmann & Partner (jetzt Tier 6) und Arqis (jetzt Tier 7).
(Subjektive) Bewertung
Richtige Aufsteiger gibt es im neuen Ranking nicht; die auseinander dividierte Markspitze drückt alle weiteren Verfolger nach unten. Zwei etablierte Großkanzleien kommen in das Arbeitsrechts-Ranking zurück; der oft zitierte Ansturm der Arbeitsrechts-Boutiquen auf die Marktspitze spiegelt sich im neuen Ranking erneut nicht wieder. Nach einer Großkanzlei im Vorjahr (CMS Hasche Sigle) wurde dieses Jahr zumindest eine Arbeitsrechts-Boutique mit dem Kanzleiaward des Jahres bedacht.
JUVE analysiert erfreulicherweise im zweiten Jahr infolge, dass das Arbeitsrecht auch in den Kanzleien erneut Hochkonjunktur hat – auch wenn die Wirtschaft brummt. Wurde im Vorjahr noch die Professionalisierung der Arbeitsrechts-Boutiquen gelobt, werden in diesem Jahr mit Blick auf die künftige Entwicklung allerdings die besseren Chancen der Großkanzleien im Bereich Legal Tech hervorgehoben.